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Sport und eSports

Beide Teams sind nun bereit. Sie stehen sich gegenüber in ihren Mannschaftsfarben. Der Teamtalk hat die Mitspieler in die Fokuszone gebracht. Die letzten Vorbereitung werden getroffen. Der Puls rast. Jedes Teammitglied geht durch seine Rituale. Der Coach schaut auf sein Playbook und gibt die letzten Anweisungen. Jetzt zählt nur noch die Performance jedes Spielers und jedes Teams. Werden die Favoriten einen weiteren Sieg verzeichnen können oder schaffen die Außenseiter das Unmögliche? Es steht zwei zu zwei. Die letzten Minuten verstreichen und die Außenseiter befinden sich kurz vor dem Sieg. Es ist passiert. MBL​ ​zerstört​ ​den​ ​Nexus!

Back​ ​to​ ​school

Dieser kleine Ausschnitt aus einem Finale im Respawn verdeutlicht die starken parallelen zwischen Sport und eSport. Sport war immer Teil meines Lebens. Persönlich stellt sich die Frage nicht, ob es sich um Sport beim eSport handelt. Doch nicht jeder ist in beiden Bereichen aufgewachsen. Fast täglich lerne ich Menschen kennen, die nichts mit eSport und Computerspielen zu tun haben. Esport ist für diese Menschen ein Fremdwort. Genauso kenne ich Menschen, die sich nie für Sport interessiert haben. Dennoch ist das Verständnis für Sport immer größer als eSport. Natürlich gibt es Sport schon viel länger, ist präsenter in den​ ​Medien​ ​und​ ​auch​ ​Teil​ ​der​ ​Pflichtschule.

Esport hat es auch schon auf den Lehrplan einiger skandinavischen Schulen geschafft. Ein wichtiger Schritt um Verständnis zu schaffen und Werte weiter zu geben, die eSport​ ​zu​ ​einer​ ​Bereicherung​ ​und​ ​nicht​ ​zu​ ​einem​ ​Problem​ ​machen.

Gesetze​ ​für​ ​eSports

In Frankreich wurden Gesetze geschaffen, die eSport Athleten schützen sollen. Dabei wurde die Frage, ob es sich hier um einen Sport handelt oder nicht, gar nicht behandelt. Dadurch erreicht man kurzfristig einen juristisch definierten Rahmen, indem alle eSport Aktivitäten inbegriffen sind. Die Diskussion ging dabei in Frankreich und außerorts immer​ ​voran.​ ​Sportwissenschaftler​ ​kommen​ ​immer​ ​wieder​ ​zu​ ​den​ ​selben​ ​Schlüssen.

Länder in denen eSport nicht anerkannt und rechtlich nicht behandelt wird vernachlässigen einen großen Teil der Bevölkerung. Außerdem leiden vor allem ambitionierte und talentierte eSport Athleten darunter keinen legalen Rahmen zu finden, der sie in ihrem Vorhaben unterstützt. Viele Sportarten würden ohne Förderung aussterben oder ihre Athleten Lebensbedingungen zumuten unter denen man die Sportart nicht professionell betreiben kann. Keine Schritte durchzuführen ist natürlich der einfache Weg. Hier werden aber​ ​viele​ ​Chancen​ ​nicht​ ​ergriffen.

Jedes Jahr wird der Auftritt auf der SPOBIS immer größer. Dabei handelt es sich um Europas größtem Sportbusiness Kongress. Unternehmen, wie die ESL, sind auf dem Kongress regelmäßig vertreten. Abgesehen von den oftmals sehr positiv prognostizierten Entwicklungen, heißt das vor allem, dass eSport nicht nur ein Trend ist, sondern ein Teil der Gesellschaft,​ ​der​ ​kaum​ ​wegzudenken​ ​ist.

Kein​ ​Schweiß,​ ​kein​ ​Preis

Wenn man eSport mit Sportarten vergleicht, die als solche angesehen werden, kommt man sehr leicht zum Schluss, dass es sich hierbei um Sport handelt. Der erste Punkt, der immer im Kreuzfeuer steht, ist die physische Aktivität. Es gibt weder Muskelkater, viel Schweiß oder Kreuzbandrisse beim eSport, genauso wenig, wie beim Schießsport oder Golfen, beides olympische Disziplinen. Diese Sportarten werden aber nicht mehr infrage gestellt und sind trotzdem immer noch leichter als Sport anzusehen. Doch selbst außerhalb eines Vergleiches, spielt die Hand-Augen-Koordination, Reflexe und eine hohe Aktionsrate eine sehr große Rolle. Nur durch hartes Training verbessert sich die Leistung. Auch Ernährung und Muskelaufbau wird in den Tagesplan der eSport Profis aufgenommen. Die Performance hängt sehr stark von vielen Faktoren ab. Diese Faktoren dürfen aber nicht dem Zufall überlassen werden. Nur die besten Teams und Spieler schaffen es stets an der Spitze zu bleiben. Dabei reicht es nicht nur sehr viel Zeit zu opfern, sondern diese Zeit auch optimal zu​ ​nutzen.

Der zweite Aspekt der eine Disziplin als Sportart definiert, ist der Wettbewerb. Jede Sportart stellt die Fähigkeiten von Athleten oder Mannschaften gegenüber und vergleicht sie. Genau​ ​dieser​ ​Aspekt​ ​trennt​ ​eSports​ ​von​ ​reinem​ ​Gaming.

Sport und eSport ähneln sich vor allem im Bezug zum Wettbewerb. Von regionalen Meisterschaften bis hin zu Weltmeisterschaften findet sich im eSport das selbe Angebot, wie im Sport. Das professionelle Auftreten und die Leistung der weltbesten Mannschaften zieht auch Zuschauer an. Die Zuschauer waren und sind immer zum größten Teil online. Doch genau wie beim Sport finden sich immer mehr eSports Fans in Bars zusammen. Das Phänomen der eSports Bars ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung des eSports, der aufzeigt, dass unabhängig von der strikten Definition des eSports, der soziale Aspekt dieselben Trends hervorruft. ESports Fans finden sich genauso gerne zusammen um sich Spiele gemeinsam anzusehen, wie Fußballfans oder andere Sportfans. Sogar Live Publikum wird immer größer. Viele Fans verfolgen mit Freude das Geschehen auf einer Tribüne. Fanartikel gehören zum Repertoire eines jeden eSports Fans, diese gibt es hier sogar digital.

Esport als Sport anzusehen hat also eine starke Berechtigung. Abgesehen davon würde es dadurch für mehr Verständnis für Außenstehende schaffen. Außerdem entwickelt sich viel in die Richtung zu einem professionellen Sport parallel zur Frage, ob es sich um einen Sport handelt. Die strikte Definition steht dabei nicht im Mittelpunkt, sondern vielmehr einen Rahmen für eSport zu schaffen, der Beteiligten und nicht-Beteiligten Klarheit und weniger​ ​Barrieren​ ​schafft.

Patrick Tondl

Geschäftsführer und Inhaber der Respawn eSports Bar, Österreichs erster und​ ​einziger​ ​eSports​ ​Bar.

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