Der Höhenflug von eSport scheint weltweit nicht abzureißen. Das Geschäft rund um das professionelle Computerspielen boomt wie nie zuvor. Alleine für das Jahr 2017 wurden bereits rund 85 Millionen US Dollar [Stand: 24.10.2017] an Preisgeldern von Athleten aus aller Welt erspielt. Den Spitzenreiter hierbei stellt das von Valve veranstaltete Turnier „The International“. Bei dieser jährlich stattfindenden Weltmeisterschaft des MOBA’s[1] DOTA2 konnte durch die Mithilfe der eigenen Community – mittels eines Crowdfunding ähnlichen Systems – die Preisgeldsumme von ca. 25 Millionen US Dollar erreicht werden. Neben den Preisgeldern steigen auch die Zuschauerzahlen der äußerst aufwendig produzierten Events. So wurden zum Beispiel die Weltmeisterschaften in dem Spiel League of Legends (kurz: LoL) im Jahr 2016 von rund 43 Millionen Menschen weltweit verfolgt.
Neue Turnierformate
Aber nicht nur auf internationaler Ebene befindet sich eSport auf dem aufsteigenden Ast. Auch in Österreich sind die Tendenzen dieses Erfolgs deutlich spürbar. Neben der Erhaltung und Weiterentwicklung von etablierten Liga-Formaten, wurden im Jahr 2017 mehrere große eSport-Ligen gegründet. Anfang des Jahres wurden bekannte Turniere wie die Konsolenstaatsmeisterschaft und die Austrian Masters League vom eSport Verband Österreich (ESVÖ) in einer plattformübergreifenden eSport Liga – der e-Sport League Austria (kurz: ELA) – vereint. In den Disziplinen „League of Legends“, „FIFA 17“, „Call of Duty: Modern Warfare Remastered”, „GWENT – The Witcher Cardgame” und „Overwatch” wurden mehrere Qualifikationsturniere in ganz Österreich ausgetragen. Das Finale fand auf Österreichs größtem Gaming Event, der Game City, statt[2]. Die ELA wird von vielen eSportlerinnen und eSportlern auch als „Staatsmeisterschaft“ betitelt. Dies liegt vor allem an dem großen Einfluss der vorangegangenen Konsolenstaatsmeisterschaft, die sich als Teil der e-Sport League Austria wiederfindet. Zusätzlich wird die ELA durch den offiziellen Charakter des eSport Verband Österreich getragen und von zahlreichen öffentlichen Stellen anerkannt.
Einen weiteren wichtigen Schritt für den österreichischen eSport hat die Fußball Bundesliga getätigt. Mit der eBundesliga wurde ein eSport-Bewerb speziell für das Spiel „FIFA“ gestartet. Fußballklubs der Fußball-Bundesliga treten im Jahr 2017 erstmals auch am virtuellen Rasen gegeneinander an. Jedes Team stellt bis zu 4 Spieler, die beim großen Finale am 8. Dezember im Studio 44 (Wien) gegeneinander antreten. Die FIFA-Mannschaft jedes Klubs wird bei einer vorangehenden Qualifikation ermittelt. Eine direkte Nennung von Spielerinnen und Spielern ist laut Regeln der eBundesliga nicht gestattet. Somit haben alle eSportlerinnen und eSportler die gleichen fairen Bedingungen. Beim Finale wird um den Meisterteller gespielt (Mannschaftswertung), in der anschließenden Einzelwertung treten die besten Spieler jeder Mannschaft erneut gegeneinander an. Insgesamt werden 15.000 € Preisgeld bei der eBundesliga an die Spielerinnen und Spieler ausgeschüttet. Erfreulich ist zudem die mediale Reichweite und Präsenz, die die Fußball-Bundesliga mit diesem eSport-Bewerb erreicht hat. Mit krone.at wurde ein großer Medienpartner als Namenssponsor gefunden. Die Spiele werden via Livestream des operativen Partners ESVÖ auch über etablierte Sportmedien, wie z.B. Sky Sport Austria und ORF Sport +, ausgestrahlt. Dank der eBundesliga haben österreichische Fußballklubs erstmals im eSport Fuß gefasst. Rapid Wien, Austria Wien und Red Bull Salzburg haben durch ihre Spielerverpflichtungen eine Vorreiterrolle übernommen. Alle 10 Fußballklubs der Fußball-Bundesliga sind auch in der eBundesliga vertreten.
Österreichische Unternehmen sind aufgrund des steilen Aufwärtstrends ebenfalls am Einstieg in den eSport interessiert. In Verhandlung sind einerseits Spieler- und Mannschaftssponsorings, sowie eigene eSport Turniere. Auf der Game City 2017 wurde die A1 eSports League Austria – powered by ESL angekündigt. Als Ligatitel wurde zunächst League of Legends ausgewählt, in weiterer Folge sollen auch zusätzliche Disziplinen angeboten werden. Die Mischung aus ESL, die sehr viel Know-How in der Organisation und Gestaltung von internationalen Turnieren mitbringt, und der wirtschaftlichen Größe A1 ist eine vielversprechende Kombination, die Weiterentwicklungspotenzial für die heimische Szene verspricht. Die Liga soll noch Ende 2017 starten und ist mit einem Preisgeld von 10.000 € datiert.
Erfolgreiche eSportler
Auch in Österreich gibt es erfolgreiche eSportlerinnen und eSportler, die in der internationalen Szene mitmischen. Das League of Legends Team Alpaka eSports konnte 2017 mit dem Sieg der ELA den bereits 2016 erlangten Staatsmeister-Titel verteidigen. Der Newcomer Marcel Holy sicherte sich auf der Game City 2017 den Sieg in FIFA – bei dem Klub-Event der eBundesliga trat der Spieler für Austria Wien an und verpasste nach einer unglücklichen Partie nur knapp den Einzug ins eBundesliga Team. Weitere erfolgreiche FIFA Spieler wie Mario Viska, Gregor Zuntermann, Benjamin Zidej und Daniel Wimmer spielen in der internationalen Rangliste ebenfalls eine große Rolle.
Einen der größten Erfolge konnte der Spieler Raffael „GameKing“ Iciren im Jahr 2016 verzeichnen. Bei den Weltmeisterschaften des internationalen eSport Verbands (IeSF) in Indonesien holte sich der Österreicher den Weltmeistertitel in dem Spiel Hearthstone.
Die rapiden Entwicklungen des Jahres 2017 zeigen, dass eSports nicht mehr zu den gesellschaftlichen Randerscheinungen zählt, sondern seinen Weg in die Mitte der Gesellschaft findet. Über 38.000 registrierte Spielerinnen und Spieler [ESVÖ, Stand: 2017], zahlreiche Liganeugründungen und Kooperationen mit starken Wirtschaftspartnern zeigen, dass eSports sich – auch in Österreich – auf ungebrochenem Erfolgskurs befindet.
[1] Abkürzung für das Spielgenre „Multiplayer Online Battle Arena“
[2] Anm: Für GWENT und Overwatch wurde ein separates Finale in der Wiener Gaming Lounge „Area52“ veranstaltet.
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